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Channel: Kommentare zu: Das Janusgesicht des geistigen Eigentums
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Von: Der_Ameise

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Interessant ist, dass im obigen Artikel die Auffassung der Nationalsozialisten zu diesem Thema unerwähnt bleibt, wonach “der Urheber (..) zwar Schöpfer des Werkes, der Akt der Schöpfung (…) ihm aber nur möglich (sei), da er Teil der Gemeinschaft sei, aus deren kulturellen Fundus er schöpfe. Somit wurde das Werk selbst als Grund für das Urheberrecht angesehen, die Interessen des kreativen Individuums dagegen rückten in den Hintergrund. Ein Urheberschutz sollte nur noch zu dem Zwecke stattfinden, den Urheber im Interesse der „Volksgemeinschaft“ zur weiteren kreativen Tätigkeit anzuhalten. Wo immer aber die Interessen des Volkes mit denen des Urhebers kollidierten, sollten letztere zurücktreten. Zwar sollte der Urheber von der Verwertung seines Werkes weiterhin profitieren. Aber er hatte bei der materiellen Verwertung seiner schöpferischen Leistung stets die „natürlichen Grenzen“ zu beachten, die ihm durch seine „‚ideelle’ Verbindung mit der Volksgemeinschaft“ gezogen wurden.” (aus http://www.zjs-online.com/dat/artikel/2010_1_291.pdf)

Die oben beschriebene Haltung erinnert mich doch nur allzu sehr an diejenige, die auch heute des öfteren seitens der Piraten und in diversen Internetforen geäußert wird. (Auch wenn da idR “Volksgemeinschaft” durch “Internetcommunity” ersetzt wird.) Sie ist also garnicht so neu.
Wer dann schreibt: “Sie verkennen lediglich, dass wir uns nicht mehr in der Romantik, sondern bereits am Anfang der nächsten Revolution befinden.” blendet imho ebenso aus, dass es diese “nächste Revolution” (oder zumindest den 12 Jahre dauernden Versuch einer solchen) ja durchaus bereits gegeben hat. Die dahinter stehenden ideologisch-konformistischen Motive sind mir in beiden Fällen gleichermaßen unsympatisch.

Mir – als eben selbst beruflich schöpferisch Tätiger – liegt jedenfalls die “romantische” (idealistisch-individualistische) Vorstellung eines unzertrennlichen Bandes zwischen Urheber und Werk wesentlich näher als der “moderne” Gedanke, lediglich automatenhafter Erfüllungsgehilfe einer Volks- (oder wie auch immer genannten) gemeinschaft zu sein. Würde ich per Dekret gezwungen, mich so zu sehen, ich würde wohl ins Dienstleistungsgewerbe wechseln, weil ich dort wahrscheinlich hoffen könnte, mehr persönliche Anerkennung für meine Leistung zu erfahren.
Ich habe den Eindruck, dass eben jene, die sich an der Debatte beteiligen und die nicht regelmäßig schöpferisch tätig sind, verkennen, wie bedeutsam der Faktor Eitelkeit und das Streben nach persönlicher Anerkennung für die Entstehung eines Werkes sind. Wer das “romantische Band” zerschneiden will, wer den Schöpfungsakt (um auch mal pathetisch zu werden) entpersonalisieren und das Werk nur noch zur konsumier- und handelbaren Ware machen will, der wird wahrscheinlich damit rechnen müssen, dass sich weniger finden, die “für ein paar Kröten” Werke schaffen, von denen sie am Ende vielleicht nicht einmal verlangen dürfen, dass diese unverstümmelt bleiben und/oder für immer ihr Name darunter steht.

Zum Thema “Piraten-Entwurf”: Da wird in der Tat “beherzt” gestrichen. Allerdings zum Teil ohne Kenntnis der mit dem heute gültigen Urheberrecht verbundenen Gesetze und Bestimmungen (Stichwort Architektenrecht, HOAI, Werkvertragsrecht, Haftungsrecht etc.). Es reicht eben nicht, einfach mal einer kompletten Berufsgruppe (Architekten) den Schutz des Urheberrechts zu entziehen, um Bürokratie abzubauen und Gesetz zu entschlacken. Denn wenn (um im Beispiel zu bleiben) Architekten keine Urheber mehr sind, dann schaffen sie ergo auch keine Werke mehr, an deren Quälität ein öffentliches Interesse bestehen kann (Wahrung der “Baukultur”), sondern sind lediglich Dienstleister. Diese juristische Sichtweise (die der heutigen fundamental entgegensteht !) hätte wesentliche Auswirkungen auf das Architektenrecht, die Vertragsgestaltung, Haftung und Vergütung. Allein die Frage, warum Architekten – wenn sie nur einfach Dienstleister wie Frisöre sind – dann überhaupt noch eine gesetzlich vorgeschriebene Honorarordnung einhalten sollen, müsste als erstes neu geregelt werden. Bedenkt man die äußerst zähen Verhandlungen zum Thema HOAI, kann ich nur sagen: Viel Spaß beim Bürokratieabbau!


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